Bodo Kirchhoff, Eros und Asche

Bodo Kirchhoff, Eros und Asche
Bodo Kirchhoff, Eros und Asche

Tränen, die ein Geschenk sind
Frankfurter Schriftsteller thematisiert autobiografisch Freundschaft und Tod

Eher vernachlässigt wird sie, die Freundschaft in der Literatur. Erzählen Autoren lieber von Liebe, Familie und Zukunft, so widmet Bodo Kirchhoff in seinem jüngsten Buch "Eros und Asche" aus autobiografischer Perspektive der Freundschaft einen Roman. Zudem einer Freundschaft von Mann zu Mann, ein sehr enger Freund aus Schultagen, mit dem er gemeinsam träumte, Reisen plante, die ersten Liebeserfahrungen teilt, Zukunftspläne schmiedet, mit dem er studiert, ihn dann aus den Augen verliert. Schließlich gibt Jugendfreund M. seine bürgerlichen Konventionen auf, wird melancholisch, erkrankt schwer und stirbt im Alter von 58 Jahren.
Bodo Kirchhoff erzählt von seiner lebenslangen Freundschaft zu einem tragisch Begabten, der sich in den letzten Lebensjahren einschließt und den Kontakt zur Außenwelt vermeidet. Deutlich werden die gemeinsamen Krisen; Zweifel und Erinnerungen an die glückliche gemeinsame Zeit, immer wieder begleitet von Meinungsverschiedenheiten und doch übereinstimmenden Gefühlen und großem Verständnis.
"Das gegenseitige Erzählen von Träumen ist eine typische Zwischenbeschäftigung von Liebenden oder sehr zugetanenen Freunden. Der, der zuhört, nimmt ein Stück weit am Wahn des anderen teil, um ihm letztlich beim Erwachen zu helfen."
Aus der Chronik der laufenden Erinnerungen wird in Kirchhoffs zuweilen etwas zu mitteilsamen Roman auch eine Chronik des laufenden Geschehens. "Damals, im Internat, waren wir uns immer sicher, wer die Guten sind", erzählt Kirchhoff. "Wir", das war auch sein Freund Michael Päselt. Der Arzt starb im August 2005. Hier entstand also ein Roman über Freundschaft und Trauerarbeit des Autors? "Es war die Trauer, die sein Sänger besingt, dem ich immer noch zuhöre, die Fernbedienung in der Hand, während ich mit der anderen schreibe und beide Augen wieder mitmachen, so, wie es sein sollte. Sie sehen jede Silbe, wie gewaschen, von der Sorte Tränen, die ein Geschenk sind, das einem nur das Erinnern geben kann - noch einmal an die hellen Tage und Nächte der endenden Schulzeit, als unsere Freundschaft am spürbarsten war, schon mit dem ersten Wort beim Aufstehen und abends mit dem letzten."


Inga Renneberg

 

Rezension, Archiv Gießener Allgemeine Zeitung