Robert Menasse, Don Juan de la Mancha

Robert Menasse, Don Juan de la Mancha
Robert Menasse, Don Juan de la Mancha

„Die Geschichte der Liebe ist eine Geschichte von Freiheitskämpfen“

 

„Man kann nur mit der ersten Frau oder mit der letzten glücklich werden“, diese Aussage zieht sich wie ein roter Faden durch Robert Menasses neuen Roman „Don Juan de la Mancha“ Wer aber nun Nathans „letzte Frau“ ist, ist nicht wirklich wichtig. Der unbedarfte, junge Protagonist schlittert wie zufällig in eine Menge Abenteuer mit Frauen verschiedenster Gesinnungen und Charaktere. In Gesprächen mit seiner Psychotherapeutin Hannah erinnert er sich an mehr oder weniger erotische Episoden, beginnend in seiner Jugend bis zur Gegenwart. Seine erste Erfahrung, die rothaarige Helga, lernt er in einer Diskothek kennen, „Helga war ein altmodisches Mädchen. Sie gefiel mir“. Dann die intellektuelle Anne, in deren Armen er an Helgas scheue Zärtlichkeit und die so sinnlich gekreuzten Arme über ihrem Busen dachte: „Die Liebe ist eine Produktivkraft wie die Gesundheit, sagte Anne, es ist absurd, seine Gesundheit nur dafür zu verwenden, immer noch gesünder zu werden. Immer mehr lieben zu wollen, ist so unsinnig wie als Gesunder immer gesünder werden zu wollen. Trotzki, Schriften Band sechs“. Auf Martina folgt Christa, Traude, Beate und Alice und, und, und. Sie finden sich ein und entschwinden wieder. Menasse findet in seinem Roman wie schon in der „Vertreibung aus der Hölle“ die bildmalerische Sprache, erzählt lebendig und kurzweilig die Geschichten der Vergangenheit, greift zwischendurch in die Gegenwart und schafft damit vivende Kulissen. Man mag gar nicht aufhören zu lesen, genießt Nathans Enthüllungen und Herzensergießung. Anschaulich zeichnet Robert Menasse das Portrait seiner Generation, er betrachtet unser letztes halbes Jahrhundert. Nathans Vater suchte sein Glück bei den Frauen, Nathans Mutter fand ihr Unglück bei den Männern. Nathan bricht auf in die Welt, um alles ganz anders zu machen.

Inga Renneberg

 

Robert Menasse, „Don Juan de la Mancha“, erschienen im Suhrkamp Verlag, ISBN 978-3-518-41910-6

 

Robert Menasse, geboren 1954 in Wien, studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Wien, Salzburg und Messina. Veröffentlichungen: „Sinnliche Gewissheit“,, 1988, „Selige Zeiten, brüchige Welt“, 1991, „Schubumkehr“, 1995, und „Die Vertreibung aus der Hölle“, 2001.

 

Rezension von Inga Renneberg, Archiv Gießener Allgemeine Zeitung